Gemeindefinanzen 2024
Jährlich erhebt der Kanton Bern statistische Daten zur finanziellen Situation der Gemeinden, die das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) analysiert und kommentiert. Im Jahr 2024 verzeichnen die Berner Gemeinden eine stabile finanzielle Lage. Die Bilanzsumme wächst um 3,3 % auf rund 15,5 Milliarden Franken, wobei das Verwaltungsvermögen durch Investitionen in Bildung und Infrastruktur ansteigt. Das Gesamtergebnis zeigt einen Ertragsüberschuss von 96 Millionen Franken, was einem positiven Ergebnis von 91 Franken pro Einwohner entspricht. Die Selbstfinanzierung sinkt auf 597 Millionen Franken, was einen Finanzierungsfehlbetrag von 149,2 Franken pro Einwohner zur Folge hat. Die Verschuldung nimmt leicht zu, doch die Berner Gemeinden bleiben insgesamt finanziell stabil.
Rechnungsergebnis nach Verwaltungskreis
Im Jahr 2024 verzeichnen 190 der 335 Gemeinden ein positives Rechnungsergebnis im Gesamthaushalt (im Vorjahr waren es noch 221 Gemeinden). Die verbleibenden 145 Gemeinden schliessen mit Defiziten ab. Die Gesamtsumme aller Abschlüsse der Erfolgsrechnungen steigt auf einen Ertragsüberschuss von 96 Millionen Franken, was im Durchschnitt einem Ergebnis von 91 Franken je Einwohner/in entspricht. Der gestufte Erfolgsausweis zeigt, dass das Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit weiter zurückgeht und mit -118,3 Franken je Einwohner/in deutlich im Minus liegt. Zwar steigen die Fiskalerträge um 130 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr, doch vor allem in den Bereichen Soziale Sicherheit und Bildung fallen markante Mehraufwände an. Das positive Gesamtergebnis wird vor allem durch Finanzerträge erzielt. Trotz einer höheren Zinsbelastung beträgt das Finanzierungsergebnis durchschnittlich 233 Franken je Einwohner/-in.
Ertragsüberschuss (CHF/EW)
Das Eigenkapital der Berner Gemeinden steigt, doch da das Fremdkapital stärker steigt, sinkt der Eigenkapitalanteil von 47,2 % im Vorjahr auf 46,9 % wie aus den Bilanzen hervorgeht. Der Bilanzüberschuss wächst um 82 Millionen Franken, beziehungsweise 5,1 %, und beträgt nun 1616 Franken je Einwohner/in. Im Jahr 2024 verfügen erneut alle Gemeinden über frei verfügbares Eigenkapital in Form eines Bilanzüberschusses. Zudem werden die Reserven (finanzpolitische Reserve) um 48 Millionen Franken erhöht, während aus der Neubewertungsreserve Finanzvermögen die vierte Tranche in Höhe von 94 Millionen Franken aufgelöst wird. Die Spezialfinanzierungen mit Vorfinanzierungscharakter legen um 162 Millionen Franken zu.
Bilanzüberschuss (CHF/EW)
Die Nettoinvestitionen betragen 755 Millionen Franken. Zwar liegt das betragsmässig um 3 Millionen Franken über dem Vorjahreswert, doch aufgrund der wachsenden Bevölkerung nehmen die pro Kopf Investitionen ab. Lagen die durchschnittlichen Nettoinvestitionen im Vorjahr bei 714 Franken je Einwohner/-in, sinken sie im 2024 auf 712 Franken je Einwohner/-in. Der Median des Investitionsanteils verharrt bei 11,2 % und liegt damit weiherhin knapp im Bereich einer mittleren Investitionstätigkeit.
Nettoinvestitionen (CHF/EW)
Über alle Gemeinden hinweg sinkt das Gesamtvolumen der Selbstfinanzierung deutlich auf 597 Millionen Franken. Im Vorjahr hatten die Wertberichtigungen in der Sachgruppe 44 der Städte Bern und Biel das Total der Selbstfinanzierung in die Höhe getrieben. Verglichen mit dem um diese Wertberichtigungen bereinigten Vorjahreswert von 656 Millionen Franken, nimmt die Selbstfinanzierung noch um 59 Millionen Franken oder 9,0 % ab. Es resultiert ein Finanzierungsfehlbetrag von 149,2 Franken pro Einwohner/in (Vorjahr: Finanzierungsüberschuss von 22,6 Franken).
Selbstfinanzierung
Die Durchschnittswerte (Median) der harmonisierten Finanzkennzahlen entwickeln sich grösstenteils mittelmässig. Kennzahlen im Zusammenhang mit dem Eigenkapital entwickeln sich positiv, doch die Verschuldung nimmt leicht zu und immer weniger Gemeinden weisen ein Nettovermögen aus.
Ein Vergleich der Kennzahlen innerhalb der Verwaltungskreise lässt diverse regionale Unterschiede erkennen. Im interkantonalen Vergleich auf Basis der Jahresrechnungen 2023 zeigt sich, dass sich die Gemeinden im Kanton Bern insgesamt positiv entwickelt haben.
Selbstfinanzierungsgrad
Im Jahr 2024 erhalten etwas weniger Gemeinden Leistungen aus dem Finanzausgleich als im Vorjahr und der mittlere Nettozufluss sinkt von 14,1 % auf 12,7 %. Der Kanton zahlt 175,6 Millionen Franken ein (Mindestausstattung, Pauschale Abgeltung der Zentrumslasten, geografisch-topografischer und sozio-demografischer Zuschuss) und die Einzahlungen der Gemeinden summieren sich auf 116,9 Millionen Franken (Disparitätenabbau).
Nettozufluss Finanzausgleich
Die Berner Gemeinden sind dank soliden Eigenmitteln gut aufgestellt und bleiben handlungsfähig. Dennoch stehen sie vor grossen Herausforderungen: Der steigende Bedarf an Schulräumen, Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung sowie der Fachkräftemangel setzen die Gemeinden zunehmend unter Druck. Hinzu kommen finanzielle Risiken durch geopolitische Unsicherheiten. Entscheidend wird sein, dass Bevölkerung, Behörden und Kanton weiterhin konstruktiv zusammenarbeiten.